Freitag, 19. Juni 2009

Nur kurz II: Lesefutter

Jedem_jeder, die_der Argumente braucht, warum Feminismus und Anti-Sexismus kein alter Hut sind, sei die Lektüre von "Weißbuch Frauen - Schwarzbuch Männer - warum wir einen neuen Geschlechtervertrag brauchen" empfohlen. Die Autorinnen sind Sibylle Hamann und Eva Linsinger, und es handelt sich um eine gesellschaftliche, psychologische und ökonomische Bestandsaufnahme des Geschlechterverhältnisses in Deutschland und Österreich.

Darin jede Menge Studien, Vergleiche, Analysen.

Mein Liebling: Eine Pseudo-Zwillingsstudie, in der Michael Meyer, Professor aus Wien, unter Absolvent_inn_en seiner Uni Mann-Frau-Paarungen mit gleichen Voraussetzungen um Karriere zu machen (Abschlüsse, Noten, Zusatzqualifikationen, Alter, Persönlichkeitsmerkmale, Motivation, Wille zur Karriere, keine Kinder (!)) gebildet hat und deren Weg ins gehobene Management verfolgt. Das Ergebnis ist gravierend. Am Anfang ist noch alles ok, aber nach vier, fünf Jahren geht die Schere auf, die Frauen stoßen an die "gläserne Decke", kriegen weniger Weiterbildungen, kleinere Abteilungen und verdienen nach zehn Jahren schon 70.000 Euro im Jahr weniger als die Männer. - Also selbst Frauen, die "wie Männer" ticken, ehrgeizig sind, hervorragend ausgebildet und fähig, keine Familie haben, für die sie ihre Karriere zurückstellen etc. verdienen so krass schlechter.

Dass Frauen weniger ehrgeizig sind (das wird auch wunderbar betrachtet: zum einen wird Frauen permanent gespiegelt, dass Status nicht sexy ist für Frauen, zum anderen kompensieren Frauen besser, wenn sie merken, es geht im Job nicht so weiter und suchen sich andere Ziele, sobald sie mal die "gläserne Decke" gespürt haben, zum anderen ist es nahezu unmöglich, "richtig" Karriere zu machen, wenn frau sich Kinder wünscht etc.), was ja gern herangezogen wird um ihre Absenz in Führungspositionen zu begründen, ist also nur ein Punkt.

Ein anderes tolles Thema ist, wie die gesetzlichen Vorschriften, nach denen Frauen nicht weniger Lohn für gleiche Arbeit erhalten dürfen, unterlaufen werden.

Aber lest selbst.

Nur kurz I: "Stimmt es, dass Männer...?"

Ich habe in ein und derselben Ausgabe einer Zeitung zwei verschiedene Interviews gelesen, in denen solche lästigen "Sind Männer und Frauen anders..?"-Fragen vorkamen (z.B. "Achten Frauen beim Autokauf auf andere Dinge als Männer?" - die sind ja nicht totzukriegen, diese Fragen).

Im ersten Fall wurde eine Fachperson aus dem Bereich "Komik" gefragt, ob Frauen und Männer anderen Humor hätten und ob Frauen überhaupt komisch oder witzig sein könnten. Die Fachperson bestätigte (der Ja-Sage-Tendenz folgend, vermute ich) die Vermutung.

Im zweiten Fall wurde eine Fachperson aus dem Bereich "Kommunikation" gefragt, ob Männer generell schlechtere Zuhörer seien als Frauen. Und die Fachperson konterte zu meiner Freude:

"Ich würde sagen, egozentrische Leute sind schlechtere Zuhörer - die gibt es unter Frauen wie unter Männern."

Ich hätte nicht gedacht, dass es eine so gute Antwortmöglichkeit für diese suggestiven Fragen gibt. Chapeau!

Freitag, 17. April 2009

HIV und Kriminalität

Da ist also eine Pop-Sängerin in Untersuchungshaft, weil es strafrechtliche Relevanz hat, wenn man mit jemandem unsafen Sex hat, obwohl man weiß, dass man HIV-positiv ist.

Die Berichterstattung, insbesondere in boulevardeskeren Formaten, hat in diesem Fall (wie immer) klare Vorstellungen von Gut und Böse. Die böse, perfide Person hat armen, unschuldigen Männern ein Virus "angehängt". - Wir machen uns die Welt wiedewiedewie sie uns gefällt.

"Safer Sex" ist eine Erfindung, die Menschen davor schützt, beim Sex a) schwanger, b) Vater, c) mit HIV infiziert und d) mit einer Reihe anderer unerfreulicher Sachen infiziert zu werden. Safer Sex soll man immer praktizieren, Ausnahmen sind selbst in Partnerschaften nicht so praktisch, wenn die Möglichkeit besteht, dass mindestens einer der Partner außerhalb der Partnerschaft Sex hat (und die besteht ja eigentlich immer - und die Crux ist, dass, je mehr es "verboten" ist, es desto unwahrscheinlicher "gebeichtet" wird).

Leider wirkt die Berichterstattung so, als müsse man Safer Sex nur mit HIV-Positiven und mehr, nur mit solchen, die wissen, dass sie positiv sind und es auch sagen, praktizieren. Das ist einfach nur blöde und gefährlich.

Die strafrechtliche Sache ist auch noch aus einem anderen Grund blöde: Nur wer weiß, dass er positiv ist und ungeschützten Sex hat, ist strafbar. Wer es nicht weiß, kann vom Gesetz nicht belangt werden. Es ist also in dieser Hinsicht besser, nicht regelmäßig seinen HIV-Status zu checken.

Und irgendwie erinnert mich das an Männer, die erbost darüber sind, dass ihre Frauen ihnen "ein Kind angehängt haben". Als wenn man als Mann gar nichts tun könnte, um kein Kind zu kriegen.

Also, nix Opferrolle!

Der Vorfall mit der Popsängerin ist eine gute Gelegenheit, endlich zu begreifen, dass jede_r, der_die nicht ausschließlich safer sex praktiziert, sich mit HIV infizieren kann. Opfer-Täter-Getue und Kriminalisierung hilft da nicht weiter, selbst wenn es so schön einfach und empörend ist.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Gefunden...


Für die, deren Englisch noch schlechter ist als meins, eine Übersetzung:

"Für jedes Mädchen, das es satt hat, so zu tun als sei es schwach, wenn es doch stark ist, gibt es einen Jungen, der es satt hat, stark zu wirken, wenn er sich verletzlich fühlt.

Für jeden Jungen, der unter der Erwartung leidet, immer alles zu wissen, gibt es ein Mädchen, das es Leid ist, dass Leute seiner Intelligenz nicht trauen.

Für jedes Mädchen, das es satt hat, überempfindlich genannt zu werden, gibt es einen Jungen, der Angst hat, weich zu sein, zu weinen.

Für jeden Jungen, der seine Männlichkeit nur durch Wettstreit beweisen kann, gibt es ein Mädchen, das "unweiblich" genannt wird, wenn es sich messen will.

Für jedes Mädchen, das seinen Spielzeugherd wegschmeißt, gibt es einen Jungen, der einen finden möchte.

Für jeden Jungen, der darum kämpft, sich seine Bedürfnisse nicht von der Werbung vorschreiben zu lassen, gibt es ein Mädchen, das erleben muss, wie die Werbeindustrie sein Selbstwertgefühl angreift.

Für jedes Mädchen, das einen Schritt zu seiner Befreiung macht, gibt es einen Jungen, der den Weg zur Freiheit etwas leichter findet."

Der letzte Punkt bezieht sich wohl auf die Freiheit, sein Leben zu gestalten, darauf, dass Jungen leichter an Macht und Geld kommen. Ich bin mit diesem Punkt nicht einverstanden, ich finde, es gibt Freiheit(en), an die Mädchen leichter kommen können. Aber dennoch.

Dienstag, 18. November 2008

Stehpinkeln vs. Hockpinkeln

Seit ich als kleines Kind das erste Mal in die Büsche musste, denke ich darüber nach, ob es irgendeinen Sinn hat, dass Stehpinkeln als weniger "unsittlich" oder "schämenswert" angesehen wird, als Hockpinkeln. Zumindest entspricht es meiner Erfahrung, dass Frauen etc., die nicht im Stehen pinkeln, sich im Freien so weit es geht in die Büsche schlagen, damit niemand sie beim pinkeln beobachtet, während Männer etc. , die im Stehen pinkeln, sich damit begnügen, einen Baum am Waldrand zu finden, vor den sie sich stellen können. Außerdem scheint es mir einen deutlich selbstbewussteren Umgang mit dem Stehpinkeln zu geben als mit dem Hockpinkeln. Schon die Tatsache, dass ich das Wort "Hockpinkeln" erfinden musste, macht mich stutzig.

Ich überprüfte nun, ob es real größere Schwierigkeiten gibt, bestimmte Körperregionen zu verbergen: Beim Stehpinkeln sieht der Zuschauer den Rücken des Pinkelnden, wenn er von sehr seitlich gegangen oder gefahren kommt evtl. je nach Winkel sogar den Strahl oder den Penis. Beim Hockpinkeln sieht, wenn ihm der Rücken zugedreht wird, der Zuschauer den Po, es sei denn, die Pinklerin trägt einen Rock. Es ist einzusehen, dass die Ex-Po-sition eines Pos nicht ganz den sittlichen Vorstellungen des Abendlandes anno 2008 entspricht. Nun kann frau sich aber behelfen, indem sie einfach mit dem Blick zum potenziellen Publikum pinkelt und den Po z.B. dem Baum zuwendet. Dann sieht man außer einer hockenden Personund einer gerafften Hose nichts, beim Rock ist das eben so sichtgeschützt. Um Genitalien oder Strahl zu erblicken müsste man sich schon in ca. 3 m Abstand auf den Boden legen - so ehrgeizige Zuschauer hab ich persönlich noch nie erlebt.

Fazit der Analyse: Außer, dass es nötig ist, das Antlitz Richtung potenzielle Zuschauer zu wenden, gibt es keinen Grund, warum Hockpinkeln nicht ebenso Open-Air-tauglich sein sollte wie Stehpinkeln. Es ist einfach nur anscheinend nicht üblich, aufgrund irgendwelcher kulturellen Vorstellungen. An dieser Stelle also ein Aufruf, das Hockpinkeln wenn schon nicht salonfähig, dann wenigstens outdoorfähig zu machen. Denn es gibt, soweit ich das überblicke, keinen Grund, sich dafür mehr zu genieren als fürs Stehpinkeln.

Wer noch Ergänzungen und Beobachtungen dazu hat, kann sie gern im Kommentar mitteilen.

Ergänzung der Vollständigkeit halber: Natürlich können auch Menschen ohne Penis oder Penoid im Stehen pinkeln, mit Hilfsmitteln oder viel Übung. Es ist aber schwieriger und ohne Hilfsmittel kenne ich keine Methode, bei der man das hinbekommt, ohne die Hose und Unterhose runterzulassen, was dann wieder auf Exposition des Pos hinausliefe ;-)

PS: Ich verstehe schon, wenn sich der_die geneigte Leser_in nun fragt, ob ich keine anderen Probleme hätte. Aber ich fand das Thema aus dem genderterroristischen Blickwinkel nicht uninteressant.

Mittwoch, 9. April 2008

Wenn es doch so einfach wäre ;-)



...gefunden auf blogger.com

Freitag, 4. April 2008

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht...

...dasselbe. Stolpert doch der erfreute Genderterroristin bei der Frühstückslektüre über (man beachte die erfreuliche Häufung von Üs) einen Artikel, in welchem grob folgende wissenschaftliche Erkenntnis zusammengefasst ist:

Frauen werden Wutausbrüche generell negativ ausgelegt. In einer künstlichen Bewerbungssituation hat man Männer wie Frauen beobachtet und ihr Verhalten extern bewerten lassen. Während Männern Wutausbrüche, Rumschreien etc. gelegentlich (v.a. im höheren Gehaltssegment) durchaus auch positiv angerechnet wurde, fand man bei den Frauen ein solches Verhalten generell fehl am Platz.

Diese kleine Erkenntnis nervt mich ungeheuer, bestätigt sie doch eine Beobachtung, die mir oft unterkommt und einen Mechanismus, den ich auch in mir nicht vernünftig bekämpfen kann. Dass es nämlich ganz oft nicht darauf ankommt, was man für ein Verhalten an den Tag legt, sondern ob man dabei als Mann oder Frau gelesen wird...

Man muss nicht zu Extrembeispielen greifen (z. B. T-Shirt ausziehen) um zu zeigen, dass gleiches Verhalten die unterschiedlichsten Assoziationen weckt. Ich bleibe mal einfach bei mir: Freunde von mir heiraten und ich finde es supercool, denn es ist ein Pärchen aus einem Transmann und einem biologischen Mann, das von aller Welt als schwules Paar gelesen wird. Hätte ich vor seiner Transition, bevor ich wusste, dass er ein Mann ist, das auch cool gefunden? Würde ich bei meinen Töchtern weiches, rosafarbenes Verhalten in dem Maße tolerieren, wie ich es bei meinen Söhnen anstrebe? "Hausmann" ist irgendwie was cooles, ein Vater, die mit seinen Kindern zwei Jahre zu Hause bleibt - fantastisch. Bei der Mutter fände ich das spießig.

Aber mal mehr in den Alltag der bildzeitunglesenden Bevölkerung: Ein Mann, der allein am Spielplatz sitzt und freundlich zu den Kindern ist - ein potenzieller Sexualstraftäter. Eine Frau in derselben Situation - schlimmstenfalls unerfüllter Kinderwunsch. Eine Frau in der Chefetage - eine karrieregeile Rabenmutter, falls sie überhaupt Kinder hat. Ein Mann - ja, natürlich ist der dort und natürlich hat er mehrere Kinder, mit denen er seine rare Freizeit verbringt.

Nochmal zu unserem Wutausbruch. Wenn man sich diesem Negativurteil entziehen will, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man quittiert das Frausein (eine eher anspruchsvolle Angelegenheit) oder man passt sein Verhalten der gewünschten Norm an, um nicht in schlechtem Lichte dazustehen. Es gibt keine Möglichkeit, sich einfach so zu verhalten, wie man will (oder wie ein Mann?) und dabei "als Frau" gut wegzukommen.

Es ist zum aus-der-Haut-fahren, zum Haare ausraufen, zum verrückt werden. Vielleicht machen wir einfach trotzdem alle, was wir wollen und gründen damit eine Anti-Gender-Bewegung.