Da ist also eine Pop-Sängerin in Untersuchungshaft, weil es strafrechtliche Relevanz hat, wenn man mit jemandem unsafen Sex hat, obwohl man weiß, dass man HIV-positiv ist.
Die Berichterstattung, insbesondere in boulevardeskeren Formaten, hat in diesem Fall (wie immer) klare Vorstellungen von Gut und Böse. Die böse, perfide Person hat armen, unschuldigen Männern ein Virus "angehängt". - Wir machen uns die Welt wiedewiedewie sie uns gefällt.
"Safer Sex" ist eine Erfindung, die Menschen davor schützt, beim Sex a) schwanger, b) Vater, c) mit HIV infiziert und d) mit einer Reihe anderer unerfreulicher Sachen infiziert zu werden. Safer Sex soll man immer praktizieren, Ausnahmen sind selbst in Partnerschaften nicht so praktisch, wenn die Möglichkeit besteht, dass mindestens einer der Partner außerhalb der Partnerschaft Sex hat (und die besteht ja eigentlich immer - und die Crux ist, dass, je mehr es "verboten" ist, es desto unwahrscheinlicher "gebeichtet" wird).
Leider wirkt die Berichterstattung so, als müsse man Safer Sex nur mit HIV-Positiven und mehr, nur mit solchen, die wissen, dass sie positiv sind und es auch sagen, praktizieren. Das ist einfach nur blöde und gefährlich.
Die strafrechtliche Sache ist auch noch aus einem anderen Grund blöde: Nur wer weiß, dass er positiv ist und ungeschützten Sex hat, ist strafbar. Wer es nicht weiß, kann vom Gesetz nicht belangt werden. Es ist also in dieser Hinsicht besser, nicht regelmäßig seinen HIV-Status zu checken.
Und irgendwie erinnert mich das an Männer, die erbost darüber sind, dass ihre Frauen ihnen "ein Kind angehängt haben". Als wenn man als Mann gar nichts tun könnte, um kein Kind zu kriegen.
Also, nix Opferrolle!
Der Vorfall mit der Popsängerin ist eine gute Gelegenheit, endlich zu begreifen, dass jede_r, der_die nicht ausschließlich safer sex praktiziert, sich mit HIV infizieren kann. Opfer-Täter-Getue und Kriminalisierung hilft da nicht weiter, selbst wenn es so schön einfach und empörend ist.
Freitag, 17. April 2009
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