Jedem_jeder, die_der Argumente braucht, warum Feminismus und Anti-Sexismus kein alter Hut sind, sei die Lektüre von "Weißbuch Frauen - Schwarzbuch Männer - warum wir einen neuen Geschlechtervertrag brauchen" empfohlen. Die Autorinnen sind Sibylle Hamann und Eva Linsinger, und es handelt sich um eine gesellschaftliche, psychologische und ökonomische Bestandsaufnahme des Geschlechterverhältnisses in Deutschland und Österreich.
Darin jede Menge Studien, Vergleiche, Analysen.
Mein Liebling: Eine Pseudo-Zwillingsstudie, in der Michael Meyer, Professor aus Wien, unter Absolvent_inn_en seiner Uni Mann-Frau-Paarungen mit gleichen Voraussetzungen um Karriere zu machen (Abschlüsse, Noten, Zusatzqualifikationen, Alter, Persönlichkeitsmerkmale, Motivation, Wille zur Karriere, keine Kinder (!)) gebildet hat und deren Weg ins gehobene Management verfolgt. Das Ergebnis ist gravierend. Am Anfang ist noch alles ok, aber nach vier, fünf Jahren geht die Schere auf, die Frauen stoßen an die "gläserne Decke", kriegen weniger Weiterbildungen, kleinere Abteilungen und verdienen nach zehn Jahren schon 70.000 Euro im Jahr weniger als die Männer. - Also selbst Frauen, die "wie Männer" ticken, ehrgeizig sind, hervorragend ausgebildet und fähig, keine Familie haben, für die sie ihre Karriere zurückstellen etc. verdienen so krass schlechter.
Dass Frauen weniger ehrgeizig sind (das wird auch wunderbar betrachtet: zum einen wird Frauen permanent gespiegelt, dass Status nicht sexy ist für Frauen, zum anderen kompensieren Frauen besser, wenn sie merken, es geht im Job nicht so weiter und suchen sich andere Ziele, sobald sie mal die "gläserne Decke" gespürt haben, zum anderen ist es nahezu unmöglich, "richtig" Karriere zu machen, wenn frau sich Kinder wünscht etc.), was ja gern herangezogen wird um ihre Absenz in Führungspositionen zu begründen, ist also nur ein Punkt.
Ein anderes tolles Thema ist, wie die gesetzlichen Vorschriften, nach denen Frauen nicht weniger Lohn für gleiche Arbeit erhalten dürfen, unterlaufen werden.
Aber lest selbst.
Freitag, 19. Juni 2009
Nur kurz I: "Stimmt es, dass Männer...?"
Ich habe in ein und derselben Ausgabe einer Zeitung zwei verschiedene Interviews gelesen, in denen solche lästigen "Sind Männer und Frauen anders..?"-Fragen vorkamen (z.B. "Achten Frauen beim Autokauf auf andere Dinge als Männer?" - die sind ja nicht totzukriegen, diese Fragen).
Im ersten Fall wurde eine Fachperson aus dem Bereich "Komik" gefragt, ob Frauen und Männer anderen Humor hätten und ob Frauen überhaupt komisch oder witzig sein könnten. Die Fachperson bestätigte (der Ja-Sage-Tendenz folgend, vermute ich) die Vermutung.
Im zweiten Fall wurde eine Fachperson aus dem Bereich "Kommunikation" gefragt, ob Männer generell schlechtere Zuhörer seien als Frauen. Und die Fachperson konterte zu meiner Freude:
"Ich würde sagen, egozentrische Leute sind schlechtere Zuhörer - die gibt es unter Frauen wie unter Männern."
Ich hätte nicht gedacht, dass es eine so gute Antwortmöglichkeit für diese suggestiven Fragen gibt. Chapeau!
Im ersten Fall wurde eine Fachperson aus dem Bereich "Komik" gefragt, ob Frauen und Männer anderen Humor hätten und ob Frauen überhaupt komisch oder witzig sein könnten. Die Fachperson bestätigte (der Ja-Sage-Tendenz folgend, vermute ich) die Vermutung.
Im zweiten Fall wurde eine Fachperson aus dem Bereich "Kommunikation" gefragt, ob Männer generell schlechtere Zuhörer seien als Frauen. Und die Fachperson konterte zu meiner Freude:
"Ich würde sagen, egozentrische Leute sind schlechtere Zuhörer - die gibt es unter Frauen wie unter Männern."
Ich hätte nicht gedacht, dass es eine so gute Antwortmöglichkeit für diese suggestiven Fragen gibt. Chapeau!
Freitag, 17. April 2009
HIV und Kriminalität
Da ist also eine Pop-Sängerin in Untersuchungshaft, weil es strafrechtliche Relevanz hat, wenn man mit jemandem unsafen Sex hat, obwohl man weiß, dass man HIV-positiv ist.
Die Berichterstattung, insbesondere in boulevardeskeren Formaten, hat in diesem Fall (wie immer) klare Vorstellungen von Gut und Böse. Die böse, perfide Person hat armen, unschuldigen Männern ein Virus "angehängt". - Wir machen uns die Welt wiedewiedewie sie uns gefällt.
"Safer Sex" ist eine Erfindung, die Menschen davor schützt, beim Sex a) schwanger, b) Vater, c) mit HIV infiziert und d) mit einer Reihe anderer unerfreulicher Sachen infiziert zu werden. Safer Sex soll man immer praktizieren, Ausnahmen sind selbst in Partnerschaften nicht so praktisch, wenn die Möglichkeit besteht, dass mindestens einer der Partner außerhalb der Partnerschaft Sex hat (und die besteht ja eigentlich immer - und die Crux ist, dass, je mehr es "verboten" ist, es desto unwahrscheinlicher "gebeichtet" wird).
Leider wirkt die Berichterstattung so, als müsse man Safer Sex nur mit HIV-Positiven und mehr, nur mit solchen, die wissen, dass sie positiv sind und es auch sagen, praktizieren. Das ist einfach nur blöde und gefährlich.
Die strafrechtliche Sache ist auch noch aus einem anderen Grund blöde: Nur wer weiß, dass er positiv ist und ungeschützten Sex hat, ist strafbar. Wer es nicht weiß, kann vom Gesetz nicht belangt werden. Es ist also in dieser Hinsicht besser, nicht regelmäßig seinen HIV-Status zu checken.
Und irgendwie erinnert mich das an Männer, die erbost darüber sind, dass ihre Frauen ihnen "ein Kind angehängt haben". Als wenn man als Mann gar nichts tun könnte, um kein Kind zu kriegen.
Also, nix Opferrolle!
Der Vorfall mit der Popsängerin ist eine gute Gelegenheit, endlich zu begreifen, dass jede_r, der_die nicht ausschließlich safer sex praktiziert, sich mit HIV infizieren kann. Opfer-Täter-Getue und Kriminalisierung hilft da nicht weiter, selbst wenn es so schön einfach und empörend ist.
Die Berichterstattung, insbesondere in boulevardeskeren Formaten, hat in diesem Fall (wie immer) klare Vorstellungen von Gut und Böse. Die böse, perfide Person hat armen, unschuldigen Männern ein Virus "angehängt". - Wir machen uns die Welt wiedewiedewie sie uns gefällt.
"Safer Sex" ist eine Erfindung, die Menschen davor schützt, beim Sex a) schwanger, b) Vater, c) mit HIV infiziert und d) mit einer Reihe anderer unerfreulicher Sachen infiziert zu werden. Safer Sex soll man immer praktizieren, Ausnahmen sind selbst in Partnerschaften nicht so praktisch, wenn die Möglichkeit besteht, dass mindestens einer der Partner außerhalb der Partnerschaft Sex hat (und die besteht ja eigentlich immer - und die Crux ist, dass, je mehr es "verboten" ist, es desto unwahrscheinlicher "gebeichtet" wird).
Leider wirkt die Berichterstattung so, als müsse man Safer Sex nur mit HIV-Positiven und mehr, nur mit solchen, die wissen, dass sie positiv sind und es auch sagen, praktizieren. Das ist einfach nur blöde und gefährlich.
Die strafrechtliche Sache ist auch noch aus einem anderen Grund blöde: Nur wer weiß, dass er positiv ist und ungeschützten Sex hat, ist strafbar. Wer es nicht weiß, kann vom Gesetz nicht belangt werden. Es ist also in dieser Hinsicht besser, nicht regelmäßig seinen HIV-Status zu checken.
Und irgendwie erinnert mich das an Männer, die erbost darüber sind, dass ihre Frauen ihnen "ein Kind angehängt haben". Als wenn man als Mann gar nichts tun könnte, um kein Kind zu kriegen.
Also, nix Opferrolle!
Der Vorfall mit der Popsängerin ist eine gute Gelegenheit, endlich zu begreifen, dass jede_r, der_die nicht ausschließlich safer sex praktiziert, sich mit HIV infizieren kann. Opfer-Täter-Getue und Kriminalisierung hilft da nicht weiter, selbst wenn es so schön einfach und empörend ist.
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