Sonntag, 21. Oktober 2007

Die Toilettenfrage

Menschen, die aufgrund privaten Gendertroubles die Erfahrung machen dürfen, sowohl öffentliche Frauen- als auch Männer-WCs aufzusuchen, erleben folgendes. Während sich auf Frauen-WCs häufig lange Schlangen bilden, was zu nervigen Wartezeiten führt, ist das Männer-WC in der Regel frei, nur vereinzelt trifft man mal jemanden.

Das hat meiner Meinung nach drei Gründe. Zum ersten sind Männer schneller, da sie sich nicht komplett ihrer Hosen und Unterhosen entledigen müssen um Pinkeln zu können. Zum zweiten sind Männerblasen statistisch strapazierbarer, Männer pinkeln weniger häufig. Drittens sind in manchen Arten von öffentlichen Räumen auch weniger Männer unterwegs, wenigstens in Einkaufszentren.

An den Gründen wird man in absehbarer Zeit nichts ändern, aber: Wieso sind Architekt_innen öffentlicher Gebäude nicht imstande, einfach doppelt bis dreimal so viele Frauen-WCs zu planen wie Männer-WCs? Aus meinen Beobachtungen heraus sollte in Kaufhäusern und Kinos sogar eine 5:1 Relation in Erwägung gezogen werden.

Warum macht man das nicht? Es wird ja jeder die Beobachtung bestätigen, dass es auf Frauen-WCs viel häufiger Stau gibt als auf Männer-WCs. Warum also nichts daran ändern? Ich vermute, dahinter steckt die Sichtweise, dass "gleich viele WCs für alle" gerecht sein müsste (z. B. da es ja etwa gleichviele Männer wie Frauen gibt) und daher es "die Schuld" der Frauen sei, wenn sie andauernd aufs Klo müssen und so Stau erzeugen. Die Frauen selber fühlen sich vielleicht unbewusst auch "schuldig" oder es ist ihnen peinlich, dass sie so oft aufs Klo müssen. Dazu besteht kein Anlass. Und so zeigt das Toilettenbeispiel, dass "gleichviel für alle" keineswegs immer gerecht ist.

Samstag, 22. September 2007

Chefin belästigt Lehrling sexuell

Endlich finde ich wieder was zum gründlichen Drüber-aufregen. Meine Tageszeitung berichtet von einer Geschäftsführerin, die ihrem Lehrling (in der Schweiz heißt das noch so - das weibliche Pendant dazu ist übrigens "Lehrtochter" - ja, mir ist auch die Kinnlade runtergeklappt, als ich das zum ersten Mal hörte) offenbar anzügliche SMS schrieb und deswegen ihren Job quittieren muss.

So weit so gut. Das genderterroristisch geschulte Auge entdeckt beim Lesen des Artikels folgendes:

Zunächst wird versucht, die Motive und mögliche Entschuldigungen für die Chefin zu finden. Sie hätte argumentiert, sie sei "erotisch und sexuell angezogen gewesen". Hallo? Hat jemals ein Gericht sich dafür interessiert, ob ein männlicher Belästiger sein Opfer anziehend fand oder gar verliebt in es war? - Ich vermute, uns soll damit gesagt werden: "Frauen machen sowas nicht aus reiner sexueller Begierde." und "Es ist ja nicht so häufig, dass Frauen auf jemanden abfahren, während es bei männlichen Tätern ja klar ist, dass sie triebhaft handeln."

Dann wird der Lehrling, der zwar schon 19 ist, aber ja in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis stehe, als "knabenhafte Erscheinung" beschrieben. Was soll denn das nun wieder? Wenn er ein ausgewachsener junger Mann wäre, hätte er sicher gern mitgemacht? Nur weil er kindliche Züge hat, dürfen wir überhaupt glauben, dass er "es nicht auch gewollt hätte"? Hätte irgendwer bei einem 19jährigen Mädchen als Opfer und einem Mann als Täter was anderes als "das darf der Chef nicht, dieses Schwein" gedacht? Und wieso muss das bei einem jungen Mann noch mal verdeutlicht werden, dass er ja als Lehrling abhängig ist? Weil ein Mann ja sonst immer für sich selbst sorgen kann? Weil ein 19jähriger doch nicht von einer Frau genötigt und belästigt werden kann? Also: Mädchen sind Opfer und können sich nicht wehren, Jungen können sich immer wehren, es bedarf einer Begrüdung, wenn sie "belästigt" werden, zumal von einer Frau.

So hat eine schöne Zeitungsmeldung wieder einige Klischees bestätigt, die dafür sorgen, dass Männer und Frauen zwei ganz verschiedene Arten sind.

Nachtrag: In der gleichen Zeitung ein Artikel übers Küssen mit ein paar Tipps. Nummer 1: Kaufen sie sich einen Lippenstift für 14 Franken. Nummer 2: Kaufen Sie Ihrer Freundin diesen BH für 250 Franken. - Abgesehen vom Kommerzscheiß: Frauen haben gut auszusehen und weil sie das wissen, freuen sie sich über sinnlos teure Dessous.

Dienstag, 10. Juli 2007

Ein paar Gedanken zum alternativen CSD

Die folgende Rede richtet sich an die Mitstreitenden des "CSD selber machen" in Köln, also auch an Leute, die noch kein rechtes Bewusstsein für Genderterror entwickelt haben... also eine Art "Grundkurs".


Liebes queeres Volk,
stellt euch mal folgendes vor:
Es braucht keinen CSD, keinen alternativen CSD, auch keinen dritten, ganz anderen CSD, sondern gar keinen CSD.
Eure Nachbarn interessieren sich nicht dafür, ob ihr ein Paar oder ne WG seid.
Euern Eltern ist es egal, wen ihr mit nach Hause bringt.
Und wer in der Beziehung der Mann oder die Frau ist, kratzt niemanden.
Weil ihr einfach nur zwei Menschen seid.
Nicht zwei Jungs, die sich eigentlich für Autos und Fußball interessieren müssten, jederzeit die Situation im Griff haben und die ihre Männlichkeit auf dem Schulhof durch Schwulenwitze unter Beweis stellen müssen.
Auch nicht zwei Mädels, die sich ruhig auch mal schminken könnten, Kind und Karriere souverän unter einen Hut bringen und im Ehebett einen perfekten Orgasmus vorzutäuschen haben.
Einfach nur: zwei menschliche Wesen.
Denn ihr lebt in einer Welt, in der Kinder soviel mit Puppen, Autos oder meinetwegen Schlamm spielen können, wie es ihnen passt.
In der Babys bei der Geburt nicht in blau und rosa aufgeteilt werden.
Und in der Erwachsene sich nur noch Sorgen um ihre menschlichen Qualitäten machen müssen, und keine Angst haben, sie seien möglicherweise nicht feminin genug oder, viel schlimmer, zu feminin.
Eine Welt, in der dann auch die Frage, ob man auf Männer oder Frauen steht ungefähr so relevant ist wie, ob man lieber einfarbige oder geringelte Socken trägt.

Offensichtlich leben wir leider in keiner solchen Welt.
Im Gegenteil. Allerorten wird trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Erkenntnisse behauptet, dass Frauen „anders“ ticken würden als Männer, wobei man die patriarchal geprägten Medien genau an dieser Formulierung erkennt.
Der Mann ist immer noch die Regel, die Frau die „andere“.
Letzte Woche schrieb die Zeit, dass „aufgeklärte“ Eltern von Zwillingen, einem Mächen und einem Jungen, feststellen mussten, dass der Junge viel lieber mit technischem Gerät spielte und das Mädchen viel lieber mit Puppen. Dabei hätten die Eltern doch gar nichts gemacht.
Hurra, es ist doch angeboren und Eva Herrmann hat Recht! Frauen wollen einfach nichts anderes.
In den vereinigten Staaten ist die Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörung in der Kindheit“ wieder der Renner.
In der Spieltherapie können kleine Kinder lernen, sich trotz ihrer persönlichen Neigungen genderkonform zu verhalten.
Wenn man durch die Kaufhäuser läuft, hat man den Eindruck, noch nie gab es soviele Jungen und Mädchen und so wenig Kinder.
Als hätte es die 70er und 80er nie gegeben.
Bis auf ein paar verstreute feministische Menschen, die kleine queere Bewegung sowie ein paar Tunten und Spinnerinnen scheint niemand mehr an den Kategorien rütteln zu wollen.
Der kleine Unterschied bleibt verdammt groß.
Und wehe der, die es wagt, den Genderzaun zu überklettern, die gesellschaftlich vorgegebenen Schranken zu überwinden oder gleich ganz zu ignorieren. Die Gesellschaft und stellvertretend Politik und Gesetzgeberin, wirken verunsichert und unbeholfen im Umgang mit Menschen, die sich in keine der zwei Schubladen pressen lassen wollen oder nicht in der angeborenen kleben bleiben wollen.
Für Menschen, die sich nicht als „männlich“ oder „weiblich“ labeln lassen wollen, gibt es keine grammatikalische Form, kein auswählbares Feld bei „Anrede“, keine öffentliche Toilette und in Deutschland auch keine zugelassenen Vornamen.
Das ist umso absurder, als Intersexualität exisitiert und kleine Kinder auf die Welt kommen, die sich rein biologisch gar nicht gut klassifizieren lassen. Anstatt ihnen einen rosa-blau-gestreiften Strampler anzuziehen werden diese Kinder so lange operiert, bis sie äußerlich eindeutig rüberkommen. Es ist für Eltern kaum zu ertragen ein geschlechtlich uneindeutiges Kind zu haben – auch diese Tatsache zeigt, wie weit wir von jener Utopie entfernt sind, die ich am Anfang beschrieben habe.
Diejenigen Transgender, die gern offiziell im anderen als ihrem biologischen Geschlecht leben wollen, können zwar ihre Namen ändern und unter erheblichen Kämpfen Operationen und Hormone bezahlt bekommen, müssen sich dafür aber mit Psychiaterinnen und Psychologen auseinandersetzen, die die Männlichkeit des Transmannes in Frage stellen, wenn er lange Haare trägt oder schwul ist. Weder unter pädagogisch Arbeitenden noch unter therapeutisch Tätigen ist Wissen um Transsexualität verbreitet. Die Situation erinnert ziemlich stark an die Zeiten, in denen versucht wurde, Homosexualität zu therapieren, mit Kindheitserlebnissen zu erklären oder ihre Existenz gleich komplett zu leugnen.
Und auch Menschen, die prinzipiell nichts dagegen haben, als „Frau“ oder „Mann“ zu gelten, aber ihre eigenen Auslegungen dieser Begriffe praktizieren, d. h. einfach leben, wie sie das gern möchten, ecken an – nicht zuletzt eben auch Frauen, die Frauen lieben und Männer, die Männer lieben. Oder Menschen, die sich noch nichtmal auf Homo- oder Heterosexualität festlegen können und möchten.

Wir brauchen ein neues Bewusstsein dafür, wie sehr wir und andere immer noch und gerade wieder durch Geschlechterstereotypen eingeengt werden. Wir brauchen eine breite feministische Bewegung, deren Ziel wirkliche Gleichberechtigung ist. Helft mit, einen gesellschaftlichen Diskurs zu initiieren, der aufzeigt, wo patriarchale Mechanismen uns hindern, unser Leben zu leben. Nicht als Männer und Frauen, sondern gemeinsam sind wir stark, Diskriminierungen abzuschaffen und wirkliche Genderfreiheit durchzusetzen. Für Vielfalt und Kreativität statt heteronormativer Zwangszweiteilung.

Danke!

Dienstag, 3. Juli 2007

Wieder BHs verbrennen!

Es gibt ja bekanntlich Dinge, die nicht nur in den frühen Neunzigern besser waren (z. B. die Hamburger Schwulenszene), sondern auch ein paar Dinge, die auch noch davor richtig cool waren.

Zum Beispiel gab es mal einen auffallenden Feminismus, der versucht hat, die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen, dass wir ein Patriarchat haben. Und Frauen, die keine Lust mehr darauf hatten, das zu tun, was die Männer gern hätten.

Man wurde z. B. darauf aufmerksam, dass bestimmte traditionelle Verhaltensmaßregeln frauenfeindlich sind: Die übertriebenen Höflichkeiten von "Ladies First", "Der Herr zahlt" bis hin zu "Der Herr trägt alle Taschen, auch wenn die Dame Schwergewichtsboxerin ist.". So oft man heute wieder hört, wie nett das doch auch wäre, in den Genuß solcher Privilegien zu kommen, so klug war es, diese Dinge anzuprangern und zu ändern. Auch heute noch geraten ganz normale toughe frauenzeitschriftenlesende Frauen in Abhängigkeit, weil sie es eine zeitlang praktisch gefunden haben, dass der Mann immer den Umzugswagen fuhr und die Löcher in die Wand bohrte. "Solange man immer nen Mann findet, der einem das Fahrrad repariert, ist doch alles ok!" ist eben eine Falle, die bereits im ersten Teil des Satzes steht. Viele Frauen wissen ganz tief drinnen, dass, falls sie etwas nicht hinbekommen, es immer noch jemand anders machen kann. Das vermindert den Ehrgeiz, Dinge selbst hinzubekommen und es raubt ihnen die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und Praxis zu kriegen. Es war richtig, darauf aufmerksam zu machen und dagegen anzugehen.

Noch was gutes hatte der Feminismus. Er hat versucht, die Frau zur Bestimmerin über ihren Körper und ihre Sexualität zu machen. Dass viele Pornos Frauen auf eine passive bis Opferrolle hin inszenieren, ist nur ein Aspekt. Dass es eine Schönheitsindustrie gibt, die mit Hilfe der Medien dafür sorgt, dass sich Frauen immer mehr Sorgen um ihr Aussehen machen (die Männer werden zunehmend auch Opfer dieser Methoden, und das halte ich für keinen Fortschritt!), ist ein zweiter Aspekt. Dass es nachwievor selbstverständlich ist, dass Männer ihren nackten Oberkörper und ihre Behaarung im öffentlichen Raum zeigen dürfen und Frauen nicht, ist ein dritter Aspekt. Der weibliche Oberkörper ist angeblich erotischer als der männliche (ja klar, für Heteromänner und Lesben mag das gelten, aber was ist mit der anderen Hälfte der Bevölkerung?) und weibliche Körperbehaarung gilt bestenfalls als unsexy, schlimmstenfalls als eklig. Auch hier wird diese Tatsache in meinen Augen nicht dadurch gebessert, dass es auch Männer gibt, die unter ihrer Behaarung leiden. Der Zwang, sich sexy zu inszenieren, dessen Auswirkungen man wunderbar an nahezu allen weiblichen Prominenten beobachten kann, ist der letzte Aspekt zum Thema Selbstbestimmung, den ich erwähnen möchte. "Her sexy new album" stand neulich auf einem Werbeplakat. "Sie" selbstverständlich mit asexuell (also man sieht keine Brustwarzen oder Genitalien) fotografiertem nackten "Body" daneben.

Und dass Frauen nicht an den Herd gehören, war irgendwie vor Eva Herrmann auch schonmal bekannter.

Mir fehlt der Feminismus. Das Bewußtsein dafür, dass die für Frauen vorgesehenen Rollen eher öde sind. Dass immer noch die Männer bzw. die gesellschaftliche Macht uns vorschreibt, wie wir sein müssen, und dass wir uns durch solche Meinungen so stark beeinflussen lassen. Mir fehlt so oft das kämpferische: "Wir nehmen uns was wir wollen.". Das Selbstbewusstsein. Es stört mich maßlos, dass fast alle Frauen lange Haare und tiefe Ausschnitte haben und so viele auf Diät sind. Wo bleibt denn da der Spaß? Und es stört mich maßlos aus dem Munde intelligenter junger Männer zu hören, dass intelligente Frauen leider nicht sexy seien.

Es gibt kleine Lichtblicke.

Die Frauen aus der Lesbenband "Tribe 8" ziehen beim Konzert gelegentlich, wenn es ihnen zu warm wird, ihre Shirts aus. Dann kommt gelegentlich die Polizei, sagt "Ladies, das geht nicht." - Und dann sagen sie ihren männlichen Zuhörern und Zuschauern: "Sorry Jungs, wir müssen unsere T-Shirts wieder anziehen, dann seid doch bitte so nett, eure auch wieder anzuziehen, das ist ja sonst nicht fair." Dann ziehen all die Männer im Publikum ihre T-Shirts wieder an, und die Party geht weiter. Herrlich.

Und noch was schönes. Ich war gestern Tragenhelfen bei einem Umzug, Helfer waren: zwei schwule Transmänner (pre-Testo), eine Cis-Lesbe, ein Hetero-Cis-Mann und zwei Cis-Schwule. Ratet mal, wer den Wagen gefahren hat :-) Jep, die Frau. War das schön.

Und ich ärgere mich schwarz darüber, dass ich mich darüber so freuen muss, weil es sooo selten ist.

Da muss man doch was machen! Frauen! Bitte: wieder BHs verbrennen!

Donnerstag, 19. April 2007

Über anderem: Ein paar schwedische Aspekte zur Anrede

Eine Diskussion per Chat mit Internetfreund O., der Schwede ist, brachte zum Thema i/Innen, _innen oder gar kein Innenleben noch ein paar neue Eindrücke.

O. erklärte mir, dass die schwedischen Feminist_innen gerade (bzw. schon länger) dabei sind, sämtliche weiblichen Berufsbezeichnungen abzuschaffen, weil man ja sonst auf die Idee kommen könnte, ein "Koch", der "Köchin" heißt, weil eine Frau den Kochberuf ausübt, sei etwas schlechteres als ein "herkömmlicher", grammatikalisch männlicher, "Koch".

Im Prinzip vertreten die schwedischen Feministen damit gleichzeitig die These, dass eine Frau das gleiche ist wie ein Mann, jedenfalls, wenn es um das Ausüben von Berufen geht. Ich habe gerade keine Statistik zur Hand (wo haben echte Journalistinnen die immer her?), aber man hört doch, dass im skandinavischen Raum auch viel mehr Frauen in Führungspositionen sitzen als bei uns?

Ein Aspekt daran gefällt mir besonders. Mir wird Feminismus immer genau dann zuwider, wenn irgendwelche dezidiert "weiblichen" Tugenden als besonders toll herausgestrichen werden und damit in einem Zug das Frauenbild aufgewertet werden soll - und zwar in Abgrenzung zu den Männern. Das klingt für mich immer nach: "Wir können nämlich auch was!", und solche Parolen klingen für mich - sorry - nach Kindergarten. Frauen sind aber keine Kindergartenkinder und auch sonst keine bemitleidenswerte Minderheit. Sie sind eine "Gleichheit", was die zahlenmäßige Stärke betrifft. Und es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen genausoviel leisten wie Männer und Männer genausoviel leisten können wie Frauen. Ich kenne einige Leute, die von Gleichberechtigung reden, aber es insgeheim absurd finden, wenn der/ihr Mann auf die Kinder aufpasst. Oder die schnell mit dem Spruch "Das können Frauen einfach besser" zur Hand sind, aber Zeter und Mordio schreien würden, wenn ein Mann ihnen erklären wollte, was Männer oder Frauen besser oder schlechter können. Ich glaube, dass Gleichberechtigung nur erreicht werden kann, wenn auch Männer nicht aufgrund irgendwelcher Vorurteile diskriminiert werden.

Apropos Männer in Führungspositionen. Da leitet doch ab 2009/2010 Barbara Frey, 43 Jahre alt, das Schauspielhaus Zürich. Ich habe mich wirklich (echt!) gewundert, dass die Presse auf die Idee gekommen ist, zu schreiben, dass sie die erste Frau an der Spitze dieses Theaters ist. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das zu schreiben. Als Matthias Hartmann kam, hätte man natürlich auch schreiben können, der 23. Mann an der Spitze des Schauspielhauses. Ich glaube, dass das ständige Erwähnen der Tatsache, dass Frauen dies und jenes nicht machen oder selten machen, nicht dazu beiträgt, dass es sich ändert. Jedes "ausgerechnet sie als Frau"´manifestiert das Frauen-sind-ja-eigentlich-am-Herd-Bild.

Fazit dieses wirren Artikels: Das Problem mit der Anrede ist nicht lösbar. Gleichberechtigung heißt nicht, auf den angeblichen Vorzügen der Frauen rumzureiten oder Männer zu diskriminieren. Ungleichmachung behält das Gefälle bei. Finde ich.

Mittwoch, 21. März 2007

Nur ein Hingucker

Sonntag, 11. März 2007

Jack Wolfskin

Jack Wolfskin hat es inzwischen geschafft, auch Rucksäcke herzustellen, die auf die schmalere weibliche Anatomie ausgelegt sind. Das ist gut, ich würde mir so einen kaufen, auch wenn ich ein schmaler Mann bin. Aber was mich ein wenig stört: der Rucksack heißt z. B. "free flow women", während die Männervariante nicht "free flow men" heißt, sondern schlicht: "free flow".
Das heißt, der allgemeine Rucksack ist für den Mann, die "Sonderversion" für Frauen.

Exkurs: wer noch mehr Beispiele findet, wo der Mann "normal", die Frau 
"spezial" ist, darf sich gern im Kommentar dazu äußern. Mir fällt nur gerade auf, dass das auch mein Unbehagen mit den "innen" ist (siehe letzter Artikel) - dass der Normal-Bäcker immer ein Mann ist, während die Frau eine Extra-Markierung braucht. Weiblich ist nicht normal, wird mir dadurch signalisiert. Exkurs-Ende.

Bei einem kurzen Gespräch mit C., dem Freund des WG-Gspänlis, kommen wir drauf, dass es ja im Grunde auch Unsinn ist, die Varianten dem Geschlecht zuzuordnen. Denn es gibt ja Frauen wie Schränke und schmale Männer mit mehr oder weniger Taille, und es wäre praktisch, wenn die den Rucksack, die Jacke, den Schuh erwerben würden, der zu ihrer Statur passt und nicht zu ihrem Geschlechtsteil. Für eine breite Frau ist der Fall noch recht unproblematisch, aber die Hemmschwelle für einen Mann, eine Jacke oder einen Rucksack zu kaufen, der sichtbar mit "women" gelabelt ist, ist ja leider Gottes enorm.

Also wäre es doch schön, wenn die Outdoorabteilungen eher nach Schnitt und Statur eingeteilt wären statt nach Geschlecht. Das kann man dann bitte 
gleich noch auf die komplette Modebranche ausdehnen. Und wieder
wäre man der Utopie einer gender- angenehmen Gesellschaft etwas näher.


Dienstag, 6. März 2007

"Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen," - Sprache

Zu diesem Thema habe ich mich bereits mehrere Male im Kreis gedreht, und wenn es so weitergeht, bekomme ich einen Drehwurm. Es geht um die allgemeine Anrede. Feministinnen haben ja durchgesetzt, dass Frauen jetzt sehr häufig extra genannt werden, wenn z. B. in der Zeitung die Rede ist von den Sportlern und Sportlerinnen, den Schülerinnen und Schülern und was weiß ich alles noch. Das als Errungenschaft zu feiern halte ich für Unsinn. Vielmehr wird (und das halte ich für eine Tendenz, die sich momentan trotz metrosexueller Männer verschlimmert) durch die explizite Erwähnung der "innen" - die einem doch immer irgendwie noch als tendenziell überflüssige Ergänzung vorkommt - das Vorhandensein zweier verschiedener Gruppen erzeugt. In einer gleichberechtigten Gesellschaft sollte aber eigentlich in Bezug auf die jeweilige Funktion ("Schüler", "Elektriker", "Mathematiker") völlig egal sein, ob ein Mann oder eine Frau das ist, also: eine Elektrikerin ist in ihrer Funktion als Elektrikerin eigentlich genau das gleiche wie ein Elektriker - sie unterscheiden sich hierzulande eigentlich nur in der Häufigkeit und der Bezahlung.
Im deutschen Osten war es absolut unüblich, dass Frauen an ihre Berufsbezeichnung ein "in" dranhängen. Man lernte "Schlosser", "Elektroingenieur" oder "Koch" unabhängig vom Geschlecht. Interessanterweise war da auch die Gleichbezahlung der Geschlechter garantiert.
Durch die Doppeltnennung wird also der Eindruck erzeugt, Schülerinnen seien in ihrer Funktion als Schüler etwas anderes als (männliche) Schüler. Ich finde es fraglich, dass das was bringt. Zudem habe ich oft das Gefühl, dass die Extra-Nennung der Frauen mit einem Augenzwinkern oder gar Augenrollen benutzt wird - "Damit die DAMEN sich nicht auf den Schlips - haha - getreten fühlen."

Besser argumentiert und mit noch anderen Aspekten versehen, findet sich ein Artikel zu dieser Sichtweise hier: Wider die Abschaffung des allgemeinen Menschen.

Daher verfechte ich die Auffassung (und mir ist es auch sprachlich geläufiger), dass es vollkommen angemessen ist, den ehemals allgemeinen Plural immer dann zu verwenden, wenn zwischen den Geschlechtern nicht unterschieden werden muss. Ich rede von meinen Mitbewohnern, wenn das zwei Frauen und ein Mann sind, von Kollegen, Freunden, Verwandten (bei denen käme auch niemand auf die Idee, dass ich nur männliche Verwandte habe).

Nun hat aber der Feminismus natürlich recht, dass die Tatsache, dass der ehemals allgemeine Plural grammatikalisch männlich daherkommt, dazu beiträgt, dass kleine Mädchen von heute auf Ärztekongressen, bei Professorenberufungsverfahren oder bei Anwälten etc. davon ausgehen könnten, dass diese Berufe nur von Männern ausgeübt werden (können). Dass das anscheinend wirklich so ist, belegt die Beobachtung von M., der an einer Gesamtschule neunte Klassen unterrichtet und festellen durfte, dass die Mädchen zum Thema Berufswahl eher an Berufe wie Krankenpflegerin, Anwaltsgehilfin, Arzthelferin Interesse bekundeten (auch wenn ihre Schulnoten höhere Karrierebestrebungen zulassen würden), während die Jungen ungeachtet auch schlechterer Noten eher Arzt oder Anwalt anstrebten. In diesem Zusammenhang ist es offenbar nützlich, wenn die Medien von "Politiker und Politikerinnen", "Managerinnen und Managern" etc. sprechen - damit die Idee, dass dies keine reinen Männerberufe sind, sich allmählich ausbreitet.

Ich denke, das Problem lässt sich auf der Sprachebene nicht lösen. Natürlich ist es wichtig, dass Frauen "vorkommen", sei es in der Politik, in hochkarätigen Berufen, im gesellschaftlichen Leben allgemein. Aber die Tatsache, dass es in der DDR überhaupt keine sprachliche Sensibilität dafür gab und dennoch die Frauen viel selbstverständlicher in technischen Berufen,
Führungspositionen und in sonstigen ehemaligen Männerdomänen vorkamen, zeigt doch, dass es offenbar hilfreicher ist, wenn Medien die Frau nicht vorrangig als Sexobjekt oder Anhängsel des Mannes schildern (wie es ja jetzt wieder und hier immer noch ist), sondern eben das Bild der "berufstätigen Frau" propagieren, wenn die Kinderbetreuung gesichert ist und Status und Männlichkeit zwei verschiedene Dinge sind. Da die Politik und v.a. die Medien aber keine Anstalten machen, irgendwas gegen solche Frauen- und Männerklischees zu unternehmen, bleibt die sprachliche Frage interessant. Aber eine sprachliche Utopie habe ich nicht - eine gesellschaftliche schon.

Freitag, 9. Februar 2007

Burger King

Da war ich heute mit der WG-Genossin bei Burger King. Wir haben "Kids Menu" genommen, weil das billiger war. Da ich noch nie in den Genuss eines solchen gekommen war, freute ich mich umso mehr, dass da ein kleines Spielzeug drin war. Ein kleines Püppchen, wie Figura 1 zeigt:



Ich fand das ganz nett soweit. Bei näherer Betrachtung fand ich aber, dass das Püppchen verdächtig viel rosa hat, als dass es sich dabei um ein im landläufigen Sinne "für Jungen zumutbares" Püppchen hätte handeln können. Verschenkt man bei Burger King gegendertes Spielzeug? Was gibt es für Jungen? Mit meinem erwachten Tatendrang und den Püppchen bewaffnet ging ich zur Kasse und fragte nach. Und siehe da, ich bekam das Jungsspielzeug, wie Figura 2 zeigt:



Nee, oder?

Ich stellte mir sofort die Familie vor, die mit einem Buben und einem Mädchen zu Burger King gehen, der Bub packt das Auto aus und übt zwischen Colabechern und Pommes Rückwärtseinparken, während das Mädchen statt des Autos Frust schiebt und sich aus Verzweiflung mit seiner Puppe unterhält, ihr einen Namen gibt, ihr Pommes füttert und ein Gute-Nacht-Lied singt. Und da wollen uns manche Leute einreden, es hätte was mit Genen zu tun, dass Frauen nicht einparken und Männer nicht zuhören können?

Bei näherer Betrachtung des Sachverhalts wurde ich dann auch noch etwas wütender. Die Kiddies dürfen sich höchstwahrscheinlich nämlich nicht aussuchen, was sie wollen, sondern kriegen es einfach nach "offensichtlichem Geschlecht" in die Tüten geschmissen. Hirnlos. Doof. Hat sich nach USA noch nicht herumgesprochen, dass inzwischen auch Frauen Auto fahren dürfen und Männer Kinder betreuen? Und warum, wenn man das nach Geschlechtern trennt, kriegen die Jungs immer das spannendere? Das Auto ist mit einem Zurückzieh-Antrieb und man kann noch Deko draufkleben - dazu gibt es eine "coole" Beilage. Bei dem Püppchen ist ein Zettel, dass man noch andere Püppchen sammeln kann. Na toll.

Nachtrag 1: Immer wenn ich ein Kinderbuch kaufen wollte, und dem Verkäufer gesagt hab: "Ich suche was zum fünften Geburtstag.", kam die Gegenfrage: "Junge oder Mädchen?". Soll ich darauf nun "Beides." antworten, wenn ich mein Kind vor Rollenerwartungen bewahren will?

Genderterroristische Alltagsübung: Dem Verkäufer sagen: "Es interessiert sich für Piratinnen." oder "Es mag Märchen."

Nachtrag 2: Wenn BK weiser wären, könnten sie genau die gleichen Sachen in die Kids Menus tun, nur dass in dem einen Monat alle Kinder das Auto kriegen und in einem anderen Monat alle das Püppchen.

Genderterroristische Maßnahme: Burger King ein Mail schicken, was der Quatsch soll.

Nachtrag 3: Die Kinderklamottenabteilung von H&M gehört verboten. Dass auf den Strampelanzügen noch keine Fußballnummern bzw. rosa Elfen sind, ist auch schon alles.

Genderterroristische Alltagsübung: Kleinkinder, die eindeutig wie Mädchen oder wie Jungs gekleidet sind gegenüber den Eltern als "es" bezeichnen. Oder bei einem rosa Kind fragen: "Wie heißt denn der Kleine?" etc.

Donnerstag, 25. Januar 2007

Männer und Frauen sind auch nur Menschen

So. Halleluja. Ich danke den Wissenschaftlern (natürlich den weiblichen und den männlichen, damn) und der Journalistin Eva-Maria Schnurr, die folgenden Artikel im Zeit Wissen geschrieben hat: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2007/01/Titel-Frauen-Maenner

Es ist fast unnötig, dem etwas hinzuzufügen. Für die Lesefaulen möchte ich aber an dieser Stelle die wichtigsten Punkte aus dem Artikel wiederkäuen.

1. Die Unterschiede zwischen Männern und die Unterschiede zwischen Frauen sind viel größer als die Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
2. Es ist nicht möglich, anhand eines Fragebogens, irgendwelcher Testbatterien, Leistungstests (Rückwärtseinparken...) etc. der geschlechteranonym abgegeben wird, mit halbwegs sicherem Ergebnis zu raten bzw. statistisch festzustellen, ob eine Frau oder ein Mann ihn ausgefüllt bzw. absolviert hat.
3. Es ist nachweisbar, dass geschlechterstereotype Erwartungen die Leistungen in Tests signifikant verschlechtern.
4. Die vorhandenen Belege, dass Testosteron Leistungen und Verhalten beeinflusst, werden gnadenlos überinterpretiert in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Außerdem unterliegt die Testosteronkonzentration im Blut von Männern wie Frauen erheblichen Schwankungen.
5. Babys werden je nach Geschlecht auch von progressiven Eltern so verschieden behandelt, Kinder auch, dass man im Grunde nie behaupten kann, dass Verhaltensunterschiede biologische Unterschiede sind.
6. Für die Fans der evolutionsbiologischen Erklärungen: Man weiß gar nicht so genau, ob Männer gejagt und Frauen gesammelt haben. Es gibt Belege, dass es nicht (nur) so war.

*gg*

So sehr mich der Artikel freut, weil er vieles, was ich schon immer so dachte, auf den Punkt bringt, so sehr macht es mich wütend, dass die gesellschaftlichen Erwartungen und populäre Stereotype wie "Frauen haben kein Talent für Naturwissenschaften" die Macht haben, einzelne Menschen und die Gesellschaft so nachhaltig zu beeinflussen.

Was kann man dagegen machen? Ich hatte ja mal die Idee, eine kleine Reihe Aktionen "Genderterrorismus für den Alltag" zu erfinden. Auf der Stereotyp-Bekämpfungsebene war mir eingefallen: Man könnte bei allen Tätigkeiten, Talenten und Dingen, die stark gender-konnotiert sind, beim Erzählen im Alltag immer (sei es wahr oder gelogen) den gender-untypischen Sachverhalt behaupten.
Z.B.: "Zum Glück kommt meine Mutter und hilft mir, die Wohnung zu renovieren." oder "Unsere Mathematikprofessorin hat...", "die Väter im Supermarkt mit ihren quengelnden Kindern..." oder so. Wichtig ist, dass das beiläufig kommt und dabei nicht so ein "obwohl es doch sonst eigentlich umgekehrt ist" mitschwingt. Es muss selbstverständlich sein. Denn wenn ich es als Sensation verkaufe, dass ich (als Frau) weiter werfe als mein Bruder und mehr Ahnung von Computern habe als mein Freund, dann ist das ja als Ausnahme von der Regel deklariert und festigt wieder den Stereotyp. Schwierig.

Hat irgendwer bessere Ideen? Hilft es, immer wieder Studien zu zitieren? Was hilft?

Was mich auch noch irritiert an dem Thema. Ich habe früher nicht darüber nachgedacht, sondern es war selbstverständlich, dass es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt. Ich hatte nie die Vorstellung, dass "Männer" und "Frauen" sich "einfach nicht verstehen" könnten. Eher hatte ich den Verdacht, dass John Gray vom Mars oder von der Venus kommt aber noch nie auf der Erde war. Aber dieses ständige Thematisieren, Frauenzeitschriften, Ratgeberliteratur (ich bin beim Anblick dieser Liste eben echt erschrocken: http://amazon.de/s/ref=nb_ss_w/302-3902512-6704849?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=M%E4nner+Venus&Go.x=0&Go.y=0 ) hat dazu geführt, dass ich bestimmte Sachen selbst langsam geglaubt habe. Ich höre damit sofort wieder auf. Keine Trennung mehr in Jungs und Mädels, Männer und Frauen.

Schließlich sind wir alle Menschen, wer wäre es nicht. Hat schon Thornton Wilder so hübsch formuliert. Amen.

Donnerstag, 11. Januar 2007

Warmwasserduscher


Dieses schöne Schild habe ich in der Badi Tiefenbrunnen im letzten Sommer entdeckt. Irgendwie kommt es meiner Vorstellung, wie die Menschheit zu unterscheiden sei auf ne Art nah, dass eben Warmwasserduscher bei den Frauen mitduschen. Andererseits ist das natürlich auch wieder sexistisch, wenn man die Frauen damit zu "ohnehin Warmwasserduschern" erklärt. Also, Badi Tiefenbrunnen, gleich konsequent sein und im nächsten Sommer nur noch "Warmwasserduscher" und "Kaltwasserduscherinnen" (wahrscheinlich wird das Schild zu teuer, als doch besser "Kaltwasserduscher"?) ausschildern, die Unterscheidung nach Männern und Frauen bringt die Welt ja doch nicht weiter.

Dienstag, 9. Januar 2007

Jungbauern

Auf der Suche nach einem Kalender mit Fotos von hübschen Männern führte mich das www auf folgende Site:
http://www.jungbauernkalender.at
Dort angekommen stellte ich fest, dass es auch weibliche Jungbauern gibt, die ebenfalls in einem Kalender abgebildet sind. Und zwar, wie ihre männlichen Kollegen, bisweilen oben ohne.

Ich war irritiert. Einerseits fand ich diese Form der Gleichberechtigung ganz großartig (schon lange sehne ich mich danach, dass Bikini-Oberteile für immer aus dem Klamottenrepertoire verschwinden, damit das männliche Privileg, im Sommer oben ohne rumzulaufen, abgeschafft wird).

Andererseits lässt sich die Tatsache, dass beide oben ohne sind, mühelos als Indiz dafür, dass Frauenkörper generell eher Freiwild sind, auslegen, wenn man eben behauptet, dass eine Frauenbrust per se etwas sexuelles ist und Männerbrüste nicht. Wenn man das aber behauptet, wird man nie eine Gleichberechtigung der Körper erreichen, weil dann Männer immer nur eine Stelle ihres Körpers als sexuell auffassen müssen und Frauen zwei.

Ich kann das Dilemma nicht lösen, außer dadurch, den menschlichen Körper in seiner kompletten Nacktheit endlich salonfähig zu machen, damit es überhaupt keine solchen "Stellen" mehr gibt. Und jeder unabhängig vom Körper an- und ausziehen kann, was er möchte.

Im Hallenbad

Es ist ja eh herrlich, wie im Hallenbad die kleinen Jungs und 
Mädchen in prima Badesachen rumlaufen, die bei den Mädchen in der Regel auch die nicht vorhandenen sekundären
Geschlechtsmerkmale verdecken - und dass diese Kinder in
95% der Fälle in den Garderoben, die für ihre Mütter gedacht
sind, rumspringen (wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, seine
Tochter mit in die Männerumkleide zu nehmen?), aber darum
geht es gar nicht.

Viel schöner fanden A. und ich, dass an der Frauendusche ein Schild stand, dass es eben leider auch vorkommen könne, dass männliches Personal in der Frauendusche arbeiten muss. Ein andersrumes Schild fand sich hingegen nicht an der Herrendusche. Und wir sind uns nicht sicher, ob das daran liegt dass: a) den weiblichen Mitarbeitern nicht zugemutet wird, zwischen nackten Männern zu putzen, b) es keine weiblichen Mitarbeiter gibt oder c) man den Männern keine Extra-Warnung geben muss, wenn Frauen in der Männerdusche arbeiten.

Was uns auch gefiel: Ein Schild, dass Jungen ab 16 die Männerdusche benutzen müssen... Es gibt nämlich interessanterweise eine Extradusche für Jungen. Wohl damit die Mütter ihre Jungen nicht mit in die Damendusche nehmen müssen. Oder damit die Töchter - ach, was weiß ich denn.

Mir kommt dabei der Gedanke, wie sich Jungen und Männer wohl dabei fühlen, wenn sie von klein auf mitbekommen, dass man Frauen und Mädchen vor ihnen schützen muss, wenn das doch umgekehrt nicht nötig ist. Davon abgesehen, dass mir als FKK-gewöhntem Ossi das ganze Getrenne sehr übertrieben und zickig vorkommt. Obwohl ich den ganzen guten Willen in diesen Regelungen erkenne, dass man niemandem Angst macht oder zu nahe tritt oder Mütter mit 11jährigen Söhnen nicht in Verlegenheit kommen. Es gibt wahrscheinlich keine Väter mit 11jährigen Töchtern, die nicht allein die Frauendusche benutzen können.

Opener

Die Welt. Vor den Augen des wachen (oder müden) Gendertheoristen. Die soll in dieses Blog.

Es ist nämlich so, dass ich, und das geht mir scheinbar öfter so als anderen, oft auf kleine und große Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten stoße, wenn ich die Welt anschaue und die Art, wie Männer und Frauen, also das, was man sich so üblicherweise darunter vorstellt, manchmal verschieden, manchmal gleich behandelt werden. Dabei geht es gar nicht darum, irgendwelchen Theorien zu frönen - ich hab einfach Lust, diese Beobachtungen, die im Raum stehen, auch in den virtuellen Raum zu stellen, in der Hoffnung, sie bekommen so ein wenig mehr Aufmerksamkeit.

Wer ebenfalls etwas findet, was er gern hier sähe, kann es gern bei mir abgeben.

Es grüßt zu später Stunde der gläserne Prinz